Warum es so schwer ist, die Deutsche Bahn zu lieben.
Ich fahre gerne Bahn.
Also, eigentlich fahre ich gerne Bahn.
Weil ich schnell von A nach B komme, relativ bequem sitze, während der Fahrt schlafen, lesen, Filme sehen, arbeiten kann.
Wenn, ja wenn denn alles so abläuft, wie ich mir das bei der Buchung so vorstelle.
Dann fahre ich gerne Bahn und mag die Bahn.
Aber diese meine heimliche Liebe macht es mir sehr schwer.
So sehr schwer, sie zu lieben.
Weil sie mir solches antut:
Der Plan:
Ich fahre von Bonn nach Hamburg. In einem IC. Sitze an einem Tisch im Grossraumwagen und kucke DVDs auf meinem Laptop.
Der Grossraumwagen ist klimatisiert, am Tisch gibt es Steckdosen, daraus kommt der Lebenssaft für meinen Schleppi.
Fahrtzeit: 4 Stunden 45 Minuten.
Soweit der Plan.
Das geschah wirklich:
Bonn. Der Zug fährt pünktlich ein, ist aber kein IC. Sondern ein Ersatzzug. Warum das so ist, bleibt unerklärt. Es gibt keine Reservierungen, die Waggons hängen in merkwürdiger Reihung aneinander, es gibt ältere, alte und ganz alte Waggons. Was es nicht gibt: einen Restaurantwagen.
Nun gut. Ich sitze im Grossraumwagen am Tisch, die Klimaanlage läuft. Der Strom auch, denke ich. Bis mein Schleppi pfeift.
Der Schaffner kommt gerade um die Ecke, er kümmert sich, plötzlich geht der Strom. Die Fahrt verspricht nett zu werden. Entspannt.
Habe ich bitter nötig.
Der Zug fährt. Nicht sehr schnell. Also gar nicht sehr schnell. Es kommt eine Durchsage: Weil unsere Lok einen Schaden hat, der nicht zu beheben ist, wechseln wir in Dortmund die Lok. Bis dahin haben wir schon eine Stunde Verspätung.
Die Lok wird gewechselt, wir fahren weiter.
Es ist warm im Abteil. Sehr warm. Also unangenehm warm. Die Klimaanlage tut es nicht. Der Strom aus der Steckdose fliesst nicht. Ich werde ungehalten.
Der Schaffner ist nicht zu sehen. Eine Durchsage gibt es nicht. Einen Waggon weiter kann man die Fenster aufmachen. Der Fahrtwind ist nicht kalt. Aber kälter als die Luft im Grossraumwagen. Ich wechsle den Sitzplatz.
Es ist heiss. Sehr heiss. Da halten wir. Auf freier Strecke, in der prallen Sonne. Keine Durchsage, keine Erklärung. Ca. 10 Minuten stehen wir da rum. Die Fahrgäste hängen apatisch in den Sitzen und hecheln nach Luft. In einem Abteil werden Getränke und Snacks verkauft. Mein Mineralwasser wird warm. Der Apfel ist gegessen, das Brötchen auch. Noch zwei Stunden bis Hamburg. Wenn wir nicht mehr Verspätung einfahren.
Tun wir. So nebenbei. Es wird sich per Durchsage dafür entschuldigt. Für die fehlende Klimaanlage, den fehlenden Restaurantwagen, den fehlenden Strom wurde sich nicht entschuldigt. Es gab kein Freigetränk. Weil der Restaurantwagen fehlte. Ist doch logisch.
Als ich gegen 17.30 Uhr zu Hause ankam, hatte ich fast einen Hitzschlag und brauchte einige Stunden um mich zu erholen.
Deutsche Bahn, du machst es mir mehr als schwer, dich zu lieben. Dabei würde ich das so gern!
PS: http://twitter.com/westaflex/status/18378071107 erklärt , wo die Probleme bei der Bahn liegen. Zumindest einige.
3 Kommentare zu “Warum es so schwer ist, die Deutsche Bahn zu lieben.”
Kleiner Tipp unter Vielreisenden: Wenn die Steckdose stromlos geschaltet wurde, hilft ein kleiner Trick. Unterhalb der Steckdose befindet sich ein kleines Loch mit ca. 1 cm Durchmesser. Dort einfach einen Kugelschreiber hineinschieben, dann schnappt die Sicherung wieder ein … Strom fließt.
Viel Spaß beim weiteren Survival,
Karl Kratz
Wie immer habe ich auch zu diesem Thema, einiges im Internet wieder gefunden
tz,tz, tz, wir wollen hier wohl doch keine linkfarm installieren, was?
Den link habe ich mal entfernt, gefällt mir besser so.