Ich habe ein Buch geschrieben!
Das überrascht Sie?
Mich auch.
Denn ich habe gar kein Buch geschrieben. Werde ich wohl auch nicht.
Eher unwahrscheinlich.
Aber andere schreiben Bücher.
Oder haben gerade ein Buch geschrieben.
Oder werden bald ein Buch schreiben.
Oder schreiben gerade ein Buch.
Die, die es können.
Die, die meinen es zu können.
Und die, die es gar nicht können.
Alle schreiben Bücher!
Was total in Ordnung ist.
Selbstverständlich dürfen alle Bücher schreiben, wie sie wollen und können.
Wenn die Werbung für die Bücher nicht so penetrant wäre.
Offensichtlich geht aber beim Schreiben eines Buches das Gefühl für
angemessene Werbung für das Buch total verloren.
Wie sonst ist es zu erklären, dass ansonsten total kluge, symphatische, engagierte
Menschen anfangen, alle Kanäle im Web zu nutzen um die frohe Botschaft zu verkünden.
Nicht nur täglich. Oh, nein, oft mehrmals täglich.
Nicht nur eine Woche lang, oh nein, das geht über Wochen.
- Wenn die Idee dazu entsteht,
- wenn der Verlag gefunden ist,
- während das Buch geschrieben wird,
- kurz bevor es fertig ist,
- wenn es abgegeben ist,
- wenn der Umschlag feststeht,
- wenn der Titel steht,
- wenn es zu bestellen ist,
- wenn es zu kaufen ist,
- wenn das nächste in Planung ist,
- wenn es das erste ist,
- wenn es das x-te ist,
- wenn es eine Fortsetzung geben wird,
- wenn es als Hörbuch herauskommt.
- Dann wird verlautbart, wieviele Exemplare schon verkauft wurden,
- wer es wann wo gelesen hat,
- wie die Reszension war,
- wie man sich darüber gefreut hat,
- wem man alles dafür danken muss und will,
- wo die nächste Lesung ist,
- wann es ein Interview im Fernsehen/Radio/Netz gibt,
- wer noch gerade ein Buch schreibt,
- wie man den oder die so gut versteht,
- und wie das alles beim eigenen Buch war
- und ob man schon gesagt hat,
- wer es gerade auch liest
- und……
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe sehr viel Respekt und Bewunderung
für Menschen die in der Lage sind
- interessante,
- spannende,
- anregende,
- nachdenkliche,
- inspirierende,
- Mut machende,
- lustige,
- kontroverse Bücher schreiben zu können.
Ich selber kaufe diese Bücher gern, und lese, verleihe, verschenke sie.
Ich weiss, das die Werbetrommel gerührt werden muss.
ABER DIE DAUERWERBESENDUNGEN GEHEN MIR AUF DIE NERVEN
Sie sind nicht kreativ, nicht spannend, nicht amüsant, nicht leserorientiert,
nicht käuferorientiert, sie sind nur platt.
Ist es den Autoren und Autorinnen wirklich nicht klar, wie aufdringlich solche Werbung ist?
Würden sie es selbst nicht furchtbar finden, andere würden so ihre Seminare,
Ausstellungen, Konzerte, Sportveranstaltungen oder Rezepte bewerben?
Ich weiss es nicht. Sie?